gesunde Küche

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Kinder zu gesunder Ernährung zu erziehen ist mitunter ja ein harter Kampf.

Broccoli kann in Sachen Coolness einfach nicht mithalten mit Pommes, Burger und Co.

Nicht einmal in Panade und mit Chili Sauce.

Und jeder der selbst einmal ein Kind war, weiß wie glücklich man ist, wenn die Antwort auf die Frage: „Krieg ich was zu naschen?“ lautet: „Iss einen Apfel“.
Klar, das haben wir alle gerne gemacht. Lust auf Süßigkeiten mit einem Apfel befriedigt. Und wenn wir Fußballspielen wollten haben wir einen Tischtennisball mit den Fingern über die Tischplatte geschnippt.

Nein, so einfach ist das nicht.

Und wie ist das mit dem Vorleben. Nun, auch das ist so eine Sache.
Ich bin seit sehr langer Zeit Vegetarier. Und ich gehöre zu der Sorte Vegetarier, die keine Fleischersatzprodukte brauchen. Ich mag Gemüse. Wirklich. Außer Kapern. Die sind eklig. Aber ich vermisse nichts auf meinem Teller, wenn ich dort Grünzeug und Reis vorfinde, gerne mit einer raffinierten Sauce, aber auch nur gedämpft und gewürzt.

Dabei bin ich aber kein Gesundheitsapostel. Nein, ganz und gar nicht. Wenn mir jemand eine Schüssel Kekse vor die Nase stellt, dann ist die relativ bald leer. Kuchen, Bonbons und allerlei (gelatinefreie) Fruchtgummis wandern auch viel zu oft durch meinen Verdauungsapparat und Schokolade… na ja, wer mag denn bitte keine Schokolade. Menschen die nicht gerne mal naschen sind mir ohnehin äußerst suspekt.

Aber selbstverständlich achte ich auf Ausgewogenheit. Also auf die 500 Gramm Süßigkeiten folgen dafür auch 5 kg Gemüse, oder so. Nein ernsthaft, ich achte auf eine ausreichende Nährstoffzufuhr ohne Nahrungsersatzprodukte. Die taugen ja ohnehin nichts.

Aber meine Kinder finden interessanterweise immer wieder Auswege aus meinen Versuchen, ihnen etwas mehr Vielfalt und Gesundheit aufs Teller zu mogeln (offen darf es ja sowieso nicht sein).

Serviere ich bspw. (wie just vor ein paar Tagen geschehen) ein umwerfendes vegetarisches Gulasch, scharf aber doch mild, würzig und doch weich im Abgang mit Kartoffeln, Paprika, Lauchzwiebeln und veganen Debrezinerwürstchen (ausnahmsweise mal ein Ersatzprodukt der Optik wegen), dazu einen exquisit abgeschmeckten Salat, dann erhalte ich folgendes Ergebnis:

Die veganen Würstchen wurden herausgepickt, ebenso die Kartoffeln, der Rest schwimmt noch im Saft, vom Salat fehlen die Gurken und die Käsewürfel. Der Rest geht zurück, mit dem Kommentar: „Ich bin satt“, zwei Minuten später gefolgt von einem: „Gibt`s Nachtisch, ich bin hungrig“.

Natürlich gibt es keinen Nachtisch. Aber innerhalb des darauf folgenden Nachmittags leert sich der Kühlschrank wie von Geisterhand jedes Mal, wenn ich gerade nicht in der Nähe bin. Die Joghurts, Puddings und alles andere das ohne Zubereitungsphasen konsumierbar ist verschwindet langsam aber sicher.

„Kinder, wer hat den Joghurt gegessen?“. Ich weiß wie die Antwort lauten wird.

Meine Tochter: „Er!“.

Mein Sohn: „Sie!“.

Dann: Schweigen im Walde und ich fühle Ärger in mir aufsteigen.

„Bleib ruhig“, flüstere ich mir selbst zu und atme tief durch.

Der nächste Tag:

Es gibt Bohneneintopf mit Reisbällchen und dazu Vogerlsalat (für alle Deutschen: Feldsalat) in Kernöl.

Die Sojabohnen schwimmen auch nach dem Essen in Eintopf, lediglich die Kidneybohnen sind verschwunden. Die Reisbällchen treiben unberührt (die darin enthaltenen Grünanteile von Zwiebeln, Kräutern und grüner Paprika waren einfach zu offensichtlich) neben den Karottenwürfeln und der Kohlrabi hat unbemerkt die Flucht über den Tellerrand angetreten.

Neuer Versuch am nächsten Tag.

Paprika, Broccoli, Karfiol (dt: Blumenkohl), Melanzani (Auberginen) und Zucchini in etwa 4 mal 2 cm große Stücke zerteilt werden in einem süß-scharf gewürzten Backteig ertränkt und in Olivenöl herausgebacken. Dazu gibt es Quinoa mit Kräutersauce und Gurkensalat.

Ergebnis:
Auf ihrem Teller: zwei angebissene Krafiolstückchen, ein Schlachtfeld aus in Ketchup (haben sie selbst geholt) gewälzten Quinoahäufchen und Gemüse im Backteig und glücklicher weise ein verschwundener Gurkensalat (ich habe auch unter und neben dem Teller und sogar unter dem Tisch nachgesehen, der Gurkensalat kam offenbar wirklich an).
Bei ihm: ein unberührter Teller und der Kommentar: „Wieso gibt`s keine Chicken Nuggets?“ (Dazu als Erklärung: Neben mir, ist auch meine Tochter inzwischen Vegetarierin, im übrigen aus eigenem Antrieb, ich gehöre nämlich zu der liberalen Sorte an Fressenswegwessern und habe meinen Kinder nie etwas vorgeschrieben oder gepredigt in diesem Zusammenhang, mein Sohn allerdings nicht, wobei er von mir kaum etwas anderes erhält als Chicken Nuggets oder andere ohne größere Zubereitungsphasen verarbeitete Fleischprodukte, vorrangig Geflügel oder Fisch).

Da aber inzwischen der Kühlschrank ziemlich leer ist und der nächste Einkauf erst für den nächsten Tag ansteht, höre ich von da an etwa im Zwei-Minutentakt den Satz:

„Ich hab Hunger“.

„Dein Mittagessen ist noch da“.

„Ich will aber was anderes“.

„Was anderes gibt`s nicht“

„DAnn ess ich halt nix“.

Zwei Minuten später:

„Ich hab HUnger!“ (einen Tick lauter und bestimmter jetzt).

„Dein Mittagessen ist immer noch da“ (Die Grenzen zwischen Verärgerung und Ironie wackelt im Tonfall bereits merklich).

usw. usf.

Der Nachmittag dauert sehr lange und endet in einer leeren Corn Flakes Packung. Aber zumindest konnte ich als Kompromiss Äpfel und Bananen in die Schüssel schneiden. Teilerfolg. Immerhin.

Tags darauf stehe ich im Supermarkt und starre auf die Gemüseabteilung. Saftig, frisch und knackig lächelt mich das Grünzeug an, angestrahlt von den ideal positionierten Strahlern vermittelt es den Eindruck: Ich bin lecker, gesund und ganz ganz frisch. Aber ich überlege, ob es sich lohnt.

Die knackigen Zucchini locken mich, aber mir ist klar, dass ich sie alleine essen werde. Die Melanzani glänzen makellos in ihren Kisten, doch ich weiß, der Glanz wird vergehen und sie werden trübe ihre FAlten werfen, wenn sie unberührt im Gemüsefach des Kühlschranks ihre Haltbarkeit überdauern. Am wehmütigsten macht mich der Safran, der in kleinen Plastikdöschen am Rande aufgestapelt ist. So ein wundervolles Gewürz und so viel Arbeit die darin steckt. Nur egal was ich damit machen könnte, es würde nicht gegessen und dafür ist das teuerste GEwürz der Welt einfach zu schade, da muss halt weiterhin der billige Ersatz aus Kurkuma herhalten.

Meine Kinder ernähren sich nicht gesund. Das ist so und war immer so. Manchmal feiere ich kleine Siege, die eine oder andere Schlacht kann ich für mich entscheiden, aber der Krieg selbst scheint aussichtslos.

„Mach dir nichts draus“, sagt meine Tochter und nimmt mir die Karotte aus der Hand, als ich gerade die Einkäufe in den Kühlschrank räume, „es gibt ja den Multivitaminsirup“.

Sie lacht ebenso herzhaft, wie sie in die Karotte beißt und ich denke mir: „Dich krieg ich schon noch!“.

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